Politische Rochaden und ihre Folgen

Der Wechsel der ÖVP zur "Liste Kurz" und die neue Doppelspitze der Grünen nach dem Rücktritt Eva Glawischnigs, der gefühlsmäßig schon fast an einen Rausschmiss nach dem Streit mit den Jungen Grünen grenzte, haben doch recht viel Staub aufgewirbelt.

Neuwahlen wurden ausgerufen, politische Positionen neu bezogen und es bahnt sich ein Dreikampf um das Kanzleramt an.

Die Frage die hier trotzdem gestellt werden muss ist folgende: Was wurde in den letzten Monaten, ja sogar Jahren wirklich erreicht? Welche Themen, die den Menschen Österreichs wirklich am Herzen liegen werden wirklich vorangebracht?

Die Bildungsreform wurde nach Jahren des Streits noch immer nicht offiziell besiegelt, eine Steuerreform wird sowieso alle 3-4 Jahre neu beschlossen, ohne dass sie wirklich bei den österreichischen Arbeitnehmer ankommt und vor den Problemen der Einwanderung bzw. der Flüchtlingswelle graben viele Regierungsmitglieder sogar der FPÖ das Wasser ab ohne wirkliche Lösungen vorzuschlagen.

Die letzte politische Rochade ist für mich nichts anderes als ein Aufschrei der Unfähigkeit, neue Ideen zu entwickeln und auch durchzusetzen. Es werden nur die Gesichter ausgetauscht bis sie genauso unbeliebt bei ihrer Partei oder bei den Bürgern sind wie ihre Vorgänger. Oder liege ich da falsch?

Ich glaube auch, dass es seit Jahren einen politischen Stillstand gibt. Nur das ist schwer zu verändern. Neue Namen werden von Heute auf Morgen nicht viel ändern können, aber es ist ein Versuch. Man sollte die Hoffnungen nicht aufgeben, denn politische Verdrossenheit ist das Letzte was wir jetzt brauchen können. Meiner Meinung nach ist die Liste Kurz eine vielversprechende Entwicklung, auf die man gespannt sein kann.

Ich durfte im letzten Jahr selbst erfahren, wie schwer es ist auch nur auf Schulebene etwas zu verändern. Wie viel Aufwand und Zeit notwendig ist, um nur eine kleine Veränderung am festgefahrenen System vorzunehmen.
Deswegen bin ich jetzt die Letzte, die über die Politik in Österreich schimpft. Niemand, der nicht in wenigstens einer Parlamentssitzung war und die Mühen dieser Diskussionen gesehen hat, sollte sich beschweren. Niemand, der nicht selbst Mitglied einer Partei ist oder überhaupt gar nicht wählen geht, aus "Protest", hat ein Recht zu jammern. Erst wenn man selbst aktiv versucht hat etwas zu ändern und mitzugestalten, hat man meiner Meinung nach das Recht weiter zu kritisieren.

Ich finde auch, dass es uns so schlecht, wie alle gerne dramatisieren, nicht geht.
Blicken wir auf Länder, ganz in unserer Nähe, sehen wir welche Gräueltaten unter dem Namen "Demokratie" verkauft werden. Und verglichen damit bin ich dankbar in einem Land zu leben, indem es nicht darum geht ob ich zur Schule gehen darf, sondern nur darum welchen Taschenrechner ich zur standardisierten Reifeprüfung verwenden werde.